Zitat von Suchender
ich habe eine Frage zu fondsgebundener Altersvorsorge.
Man liest ja häufig in Vorschlägen zu fondsgebundener Altersvorsorge etwas von "durchschnittlicher jährlicher Wertentwicklung" von xx %.
Nun mein Beispiel: 6 % p.a.. Das kann man ja noch einigermaßen einfach ausrechnen, aber in der Praxis gibt es ja doch ein paar mehr Schwankungen.
Ok, dann rechnen wir mal. Als Anfangskapital nehmen wir 100 € an.
100€ x (1,06)^5 = 133,83€ (gerundet)
Zitat von Suchender
Wenn ich jetzt aber in Jahr 1: 13%, in Jahr 2: 5%, in Jahr 3: 20%, in Jahr 4: 7% und in Jahr 5: -15% habe, sind es doch durchschnittlich auch 6%, oder nicht???
Hier muss man ein wenig vorsichtig sein mit den Begrifflichkeiten. Vielmehr sind die 6% der sog. Erwartungswert. Von der Berechnung unterscheidet er sich in unserem Beispiel nicht vom arithmetischem Mittel. Also im konkreten Beispiel: Man kann erwarten, dass der Zinssatz unter der Beachtung der Standardabweichung jedes Jahr circa 6% betragen wird. (errechnete Standardabweichung im Beispielfall ~12%)
Zitat von Suchender
Liegt hier schon mein Denkfehler? Denn das Ergebnis ist ja ein komplett anderes.
Hier muss ich doch falsch liegen oder nicht?
Mh jap
Bei Aktien, Fonds und co. werden die durchschnittlichen Renditen ex post, also im Nachhinein ermittelt. Das ist ja auch logisch, weil keiner weiß, wie sich die Kurse in Zukunft entwickeln. Für die durchschnittliche jährliche Wertentwicklung bedient man sich aber nicht der Zinssätze und bildet darüber einen Durchschnitt, sondern betrachtet nur einen Anfangs-und Endwert.
Beispiel: Kurs aus unserem Beispiel: 100€ am 01.01.x1 und 129.50€ am 31.12.x5
Daraus hat man nun eine jährlichen Zins ermittelt von: 129,50 : 100 = 1.295 Daraus ziehst du die 5. Wurzel und erhälst: 5.306203%
Dies wäre der genaue durchschnittliche/jährliche Zins um von 100€ in 5 Jahren unter stetiger Verzinsung auf einen Endwert von 129.50€ zu gelangen. Falls du dich jetzt fragst, woher ich die 129.50€ habe - das wäre der rechnerisch genau ermittelte Wert aus deinen Beispielzinssätzen (13% ; 5% ; usw.).
Zitat von Suchender
Ich meine; wenn das wirklich so ist, dann sind die Aussagen über die durchschnittliche Wertentwicklung NOCH!!! weniger aussagekräftig als ich bisher schon dachte, weil es dann ja auch noch drauf ankommt, wann und wie diese durchschnittlichen 6% zustandekommen.
Bei Spekulationen an der Börse verfolgt der "Ottonormal-Sparer" eher eine längerfristige Anlage. Das der Kurs einer Volatilität unterliegt, ist dir durch deine Beispielzinssätze ja bereits bekannt. Die Aussagekraft einer durchschnittlichen Wertentwicklung ist hier vollkommen korrekt. Denn im Schnitt wurde nunmal eine jährliche Wertentwicklung von xy% in der betrachteten Periode erziehlt. Wie sich dieser Zinssatz im Einzelnen zusammensetzt, interessiert erstmal nicht. Erst wenn man sich die Frage stellt, welche Anlage (A oder B) besser ist, kommt das Risiko mit ins Spiel (in Form der Volatilität).
Beispiel: Aktie A wird bei 100 gekauft und schließt nach 5 Jahren bei 129.50 - bei starke Volatilität
Aktie B wird bei 100 gekauft und schließt nach 5 Jahren bei 120.00 - kaum messbare Volatilität
Steht die Rendite im Vordergrund, müsste man sich für Aktie A entscheiden. Schließt man allerdings das Risoko im Verhältnis zur erwirtschafteten Rendite mit ein, so müsste man sich wohl eher für Aktie B entscheiden. Ich halte das Beispiel zum einfacheren Verständnis sehr einfach. In der Realität würde ich die Entscheidung z.b. von der sog. Sharp Ratio abhänging machen.
Deinen Text oben habe ich rot markiert, weil es nur darauf ankommt, wenn man das Risiko mit einbeziehen möchte. Zum anderen ist es auch für die Exit-Entscheidung wichtig - also zu welchem Zeitpunkt ich aus der Anlage gehe. Du wirst mir zustimmen, dass, wenn ich die Aktie zu T3 verkauft hätte (Dein Beispiel:20%) ich ein gutes Geschäft gemacht hätte.
Zusammenfassend bietet also die durchschnittliche Rendite über eine längere Periode einen ersten Indikator. Als alleinige Entscheidungsgrundlage reicht sie aber bei Weitem nicht. Diesbezüglich müsste man sich nach weiteren Kennzahlen umschauen. Z.B. Traynor Ration, Jensens Alpha usw. Wenn du keine Lust und Zeit hast, dich selber in diese Materie einzulesen, solltest du dich für einen "betreuten Fonds" zeichnen. Dies geht durch die höheren Verwaltungskosten natürlich zu Lasten der Rendite. Altersvorsorge ist ein sehr komplexes Thema. Je mehr du dich damit beschäftigst, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du im Alter zufrieden mit deiner Entscheidung bist 
Zitat von Framal
das ist eine Rechnung mit einem fiktiv unterstellten Zins. Dieses Ergebnis wird es aber so NIE geben.
Dies sehe ich nicht so. Wenn von "durchschnittlicher möglicher Wertentwicklung" die Rede ist - jap! Bei einer ex-post Betrachtung ensprechen diese Zinssätze dem jährlichen internen Zinsfuß.
Abschließend war also dein "Fehler" die Annahme, dass der Versicherer die durchschnittliche jährliche Wertentwicklung anhand vergangener Zinssätze berechnet, sonder vielmehr Anhand von Anfangs-und Endbeständen einer Aktie, Fonds usw.
Gruß
Tobias